Wer sich zu einem Studium entschließt, darf sich jedes Semester auf die Prüfungszeit freuen. Dem einen liegen Klausuren, dem anderen Präsentationen und wieder andere freuen sich auf die Arbeit in der Bibliothek, daheim oder im Café, zum Perfektionieren einer Hausarbeit. Genau um die letztere soll es in diesem Beitrag gehen. Wie muss eine gute Hausarbeit aussehen, welches sind die häufigsten Fehler und was ist sind die Besonderheiten von juristischen Hausarbeiten?

Was eine gute Hausarbeit ausmacht

Durch Hausarbeiten sollen Studierende nachweisen, dass sie die Fähigkeiten besitzen selbständig Problemdarstellungen zu bearbeiten, das dazugehörige Material zu verarbeiten und sich kritisch mit den Problemen auseinander zu setzen. Es sollen wissenschaftliche Arbeitstechniken angewandt werden, insbesondere in Bezug auf Gliederung, Form, exaktes Zitieren und Literaturverzeichnis.

So oder so ähnlich wird an vielen Hochschulen und in zahlreichen Internetportalen der Zweck von Hausarbeiten umschrieben. Doch wie weist man diese Fähigkeiten nach und was sind genau wissenschaftliche Arbeitstechniken? Hier greift ein Zahnrad ins andere. Ein Grundstein jeder Hausarbeit ist der richtige Umgang mit den Arbeitstechniken. Probleme erfordern je nach Fachbereich spezifische Lösungsansätze und -methoden und zu wissen, wo man relevante Informationen findet, erleichtet die Arbeit ungemein.

Wissenschaftliches Arbeiten

Um nachzuweisen, dass man Probleme erfassen kann, hilft es, sich an die fachspezifischen Prüfschemata zu halten. Wer eine juristische Arbeit verfasst, sollte sich an das Einmaleins des Gutachtenstils halten. Wenn auch nicht gefordert ist,  zwanghaft immer wiederkehrende Floskeln zu verwenden, geht es dennoch darum dem Grundprinzip, also der Folge von „Obersatz – Definition – Subsumtion – Ergebnis“, treu zu bleiben. Das Erschließen eines Problems anhand von fachbezogenem Material beinhaltet, sich im Laufe der Arbeit schrittweise der Lösung zu nähern und sie dann zu präsentieren. Wer beginnt, Lösungen an den Beginn einer Argumentation zu stellen oder fragliche Aspekte einer Aufgabenstellung als allgemein bekannt anzusehen, verfehlt also dieses Ziel. Diese fehlerhafte Arbeitsweise ist im späteren Berufsleben in Form des Urteilsstils zwar durchaus relevant, jedoch verliert man in juristischen Arbeiten so oft den Weitblick auf ein Problem und könnte durch voreilige Schlussfolgerungen wichtige Punkte verlieren. Für die Einleitung eines Obersatzes empfiehlt sich stets der Konjunktiv („Fraglich ist….“, „Es könnte sein, dass….“). So geht es beispielsweise im Zivilrecht immer um die Frage „Wer will was von wem woraus?“. Ein möglicher Obersatz könnte also lauten: V (wer) könnte einen Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises (was) durch K (von wem) gem. § 433 II BGB (woraus) haben. Danach schließt sich die Erläuterung der gestellten Frage und ihrer Voraussetzungen an. Diese werden dann durch eine Subsumtion, also eine Bezugnahme auf den Sachverhalt beurteilt, ehe man zu einem Ergebnis kommt.

Welche Quellen sind auch Quellen im wissenschaftlichen Sinne?

Auch die Verwendung geeigneter Materialien um wichtige Informationen zum Problem zu erhalten ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit. Nicht jede Quelle eignet sich um wissenschaftliche Arbeiten zu erstellen. Das Hauptgebot ist hier die Zitierfähigkeit der Quellen. Ob Internet, Fachzeitschriften oder Bücher, die Möglichkeiten sind vielfältig. Der Nutzer sollte jedoch beachten, dass sich zum Zitieren in wissenschaftlichen Arbeiten nur Quellen eignen, die zum einen eine Verfügbarkeit für Dritte ermöglichen, also die Möglichkeit die Quelle nachzuprüfen und nachzuvollziehen. Zum anderen muss die Quelle eine Originalquelle sein, also nicht lediglich eine Zusammenfassung anderer Quellen in beschreibender Form. Die Zugangsmöglichkeit für Dritte sollte hier jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Nur weil eine Internetquelle für jeden zugänglich ist, ist sie noch lange nicht zitierfähig. Einerseits muss der Quelle immer auch ein Autor oder zumindest eine Institution, ein Erscheinungsdatum und ein Titel zurechenbar sein, andererseits bedarf es im Zuge der Nachvollziehbarkeit auch einer unveränderten Quelle. Bei Internetzugriffen ist somit immer auch ein Zugriffsdatum mit anzugeben. Wie schon beschrieben ist es ebenso wichtig, dass die Quelle eine eigene Aussage zu einem Problem darlegt und wissenschaftlich erklärt und nicht einen bunten Mix aus verschiedenen Primärquellen zusammen bastelt. So reicht es nicht, einen Text auf Wikipedia zu zitieren, der sich laut Quellenangabe selbst auf ein spezielles Buch bezieht. Zu zitieren ist hier das Buch selbst.

Gut ist es also auch im multimedialen Zeitalter neben dem Internet auch Bibliotheken zu erkunden. Einige wichtige Fundgruben zu juristischen Fragestellungen sind:

–  die jeweiligen Gesetzestexte und Rechtsvorschriften (eine gute Möglichkeit für unterwegs bietet hier http://www.gesetze-im-internet.de/)

– Gerichtsentscheidungen (zum Beispiel http://www.bundesgerichtshof.de oder http://curia.europa.eu, NJW – Zeitschrift)

– juristische Fachliteratur wie Kommentare, Lehrbücher und Aufsätze aus juristischen Zeitschriften (primär zugänglich in Bibliotheken, aber Portale wie Juris und Beck erleichtern die Recherche oft, soweit über die eigene Hochschule oder Universität der Zugang möglich ist)

Wissenschaftliche Arbeitstechniken

Richtiges Zitieren, eine schlüssige und übersichtliche Gliederung der Inhalte, die korrekte Formatierung der Arbeit und ein wasserdichtes Literaturverzeichnis erzeugen beim Leser der Arbeit, also der Person die über das Schicksal des Studenten entscheiden darf, eher Aufmerksamkeit und Interesse als Unübersichtlichkeit oder verwirrende Fußnoten.

Für Hausarbeiten gelten allgemein immer spezielle formelle Anforderungen. Sei es wie viel Rand gelassen werden muss, welche Schriftgröße zu wählen ist oder wie Fußnoten auszusehen haben. Dies wirkt auf den ersten Blick für den ein oder anderen vielleicht etwas übertrieben, ist jedoch für das seriöse Erscheinungsbild einer wissenschaftlichen Arbeit und eine leichtere Verständlichkeit dieser, unverzichtbar. Welche genauen Anforderungen an eine Arbeit gestellt werden sollte der kluge Student immer vorher mit seinem Dozenten klären, auch wenn jede Hochschule oder Universität einheitliche formale und inhaltliche Anforderungen für sich definiert.

Zusätzlich gehören zu jeder Hausarbeit neben der eigentlichen Bearbeitung Dinge wie ein Titelblatt, ein Inhaltsverzeichnis, ein Quellenverzeichnis und gegebenenfalls Anlagen und eine eidesstattliche Erklärung. Oftmals wird auch eine zusätzliche Abgabe auf einem Datenträger gefordert um die Arbeit auf Plagiat überprüfen zu können.

Die Gliederung einer Hausarbeit unterliegt im Allgemeinen keinen großen Auflagen. Es ist jedoch zu beachten,  gerade in juristischen Arbeiten, den Text nicht bis in den kleinsten Unterpunkt zu zerlegen. Gängig ist hier eine Unterteilung in zwei bis drei Gliederungsstufen, welche mit Großbuchstaben beginnen, dann durch römische Ziffern  und im Anschluss mit arabischen Ziffern untergliedert werden.

Bei der Zitiertechnik gibt es grundsätzlich zwei Varianten. Die amerikanische Zitierweise und die Fußnotentechnik. Bei ersterer erfolgt ein Verweis auf den Autor, den Titel, das Erscheinungsjahr und die Randnummer oder Seitenzahl am Ende des Satzes in dem zitiert wurde. Bei der Fußnotentechnik kommen dieses Informationen mittels einer Nummerierung an der betreffenden Stelle an den Fuß der Seite des Zitats. Gängig in juristischen Arbeiten ist die Fußnotentechnik. Auch hier steht der Textfluss und die Lesbarkeit im Fokus. Die amerikanische Zitierweise erschwert diese erheblich. Welche Zitierweise auch immer verwendet wird, es ist wichtig, dass sie einheitlich verwendet wird. Hat man sich für eine Methode entschieden, führt eine Abweichung von dieser zu Punktabzügen in der Bewertung. Wählt man die Reihenfolge „Autor – Titel – Erscheinungsjahr“, muss diese auch beibehalten werden. Bei Nutzung der Fußnotentechnik ist darauf zu achten, dass jede Fußnote mit einem Punkt beendet werden muss.

Jede Fußnote muss am Ende der Arbeit im Literaturverzeichnis mit dem jeweiligen Werk belegt werden.

Häufige Fehler bei juristischen Hausarbeiten

Einer der beliebtesten Fehler ist sicherlich die Zeiteinteilung. Wenn auch jeder sein eigenes System hat eine Arbeit zu erledigen, sollte es jedoch vermieden werden die Arbeit bis auf den letzten Tag hinaus zu schieben. Bei kurzfristig und unter Druck geschriebenen Arbeiten besteht immer das Risiko, dass Fehler nicht mehr rechtzeitig erkannt werden oder wichtige Inhalte nicht mehr recherchiert werden können. Schlussendlich ist jede unfertige Hausarbeit sicher nicht das Ziel des ganzen. Der Bearbeiter sollte sich zeitnah in die Problemstellung einlesen und erste Recherchen erledigen. Je früher die Arbeit in einem Grundgerüst steht, desto eher bieten sich Möglichkeiten sie gegenlesen zu lassen oder noch letzte feinschliffe vorzunehmen.

Quellen müssen zitierfähig sein! Wer eine Definition mit Wikipedia oder der BILD belegt verfehlt das Ziel wissenschaftlichen Arbeitens. Gesetze, Gerichtsentscheidungen, Kommentierungen, Aufsätze in fachbezogenen juristischen Zeitschriften und Lehrbücher sind Hauptbezugspunkte für juristische Aussagen.

Fußnoten folgen bestimmten Formatierungsanforderungen. Es ist auf die richtige Reihenfolge der Informationen und der Abschluss der Note durch einen Punkt zu achten.

Methodisch sollten Hausarbeiten im Gutachtenstil gelöst werden, nicht im Urteilsstil.

„Wer a sagt muss auch b sagen“ soll heißen, wer in einer Gliederung mit Unterpunkt 1 beginnt, muss auch einen 2. Gliederungspunkt folgen lassen.

Als Fußnote oder Quellenangabe reicht allein eine Internetadresse nicht aus. Die Anforderungen an wissenschaftliche Hausarbeiten der eigenen Hochschule oder Universität sind zu berücksichtigen.

Literaturhinweise

Zum Schluss noch einige Literaturhinweise, die gute Tips enthalten um die Hausarbeit zu meistern:

– Eco, U. : Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt, 13. Auflage, 2010

– Möllers, T. : Juristische Arbeitstechnik und wissenschaftliches Arbeiten, 7. Auflage, 2014

– Kosman, L. : Juristische Hausarbeiten schreiben leicht gemacht, 1997

Auch wenn die Möglichkeiten Fehler zu verursachen grenzenlos erscheinen, bleibt doch immer das Wissen, dass die Mühe sich doch meist lohnt, wenn man engagiert und mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die Sache herangeht. Bleibt zum Abschluss nur ein Erfolgreiches Studium zu wünschen.