Wenn man der jüngsten Veröffentlichung der ZEIT glauben möchte, so schummeln 79% aller Studierenden, über Fächergrenzen und Semesterzahl hinweg, mindestens bei einer Prüfung pro Semester. Im Interesse derjenigen Studierenden, die Prüfungen ehrlich absolvieren und ihre Leistung angemessen bewertet wissen möchten, müssen die Hochschulen dagegen wirksam vorgehen. Dafür gibt es verschiedene Strategien, aber keine Patentlösung.
Plagiatskontrolle
Ein wirkungsvolles Mittel zum Aufspüren von Plagiaten, die mit Texten arbeiten, die aus dem Internet entnommen sind, ist der Einsatz von Plagiatserkennungssoftware. Wir arbeiten mit turnitin, einer Plagiatserkennungsplattform, die einen Abgleich mit Texten aus dem Internet, aber auch mit zuvor eingestellten Arbeiten recht zuverlässig vornimmt, wie ein Test von Prof. Dr. Debora Weber-Wulff von der HTW Berlin ergeben hat (die Ergebnisse finden sich hier). Das entbindet die Dozentinnen und Dozenten aber nicht davon, z.B. in juristischen Datenbanken nach Plagiaten zu suchen, etwa indem charakteristische Formulierungen und Wendungen dort eingegeben werden. Plagiatserkennungsprogramme durchsuchen schließlich nur die kostenfrei im Netz zugänglichen Seiten.
Gestaltung von Prüfungen
Viel liegt aber auch daran, wie Dozentinnen und Dozenten ihre Prüfungen gestalten: Wo bloßes Wissen abgefragt wird, ist das Risiko, dass auf Spickzettel oder Smartphones zurückgegriffen wird, natürlich viel größer als dort, wo es auf die Anwendung des Gelernten und das Finden eigener Lösungen ankommt.
Sanktionen?
Und was ist, wenn Studierende erwischt werden? Ein wirksames und faires Sanktionssystem dürfte genauso wichtig sein wie die möglichst umfassende Aufdeckung der Täuschungsfälle: Nur dann können ehrliche Studierende sicher sein, dass ihre eigenständige Leistung gerecht gewürdigt wird, wenn Kommilitonen, die Täuschungen verüben, auch sanktioniert werden. Vor diesem Hintergrund erfüllt es mit Sorge, wenn Tendenzen der Hochschulaufsicht erkennbar werden, Sanktionen in Prüfungsordungen nicht oder nur teilweise zu akzeptieren. Je geringer das Entdeckungsrisiko und je weniger einschneidend die Sanktion, um so nachteiliger für alle ehrlichen Studierenden!